Golmer Storchengeschichte

copyright Lydia Mohr, Golm

2023

Es war ein gutes Storchenjahr in Golm. Am 18.3.2023 erreichte der erste Storch das Nest nach seinem langen Flug von Afrika, über Israel und dann zu uns nach Golm. Mit der Ausbesserung und Aufstockung des Nestes wurde dann nach einer kurzen Erholungspause bald begonnen. Am 17.4. traf der zweite Storch ein. Die Hennen kommen in der Regel später an als die Hähne und setzen sich nach Inspektion sozusagen ins gemachte Nest. Viel wurde diskutiert, ob es denn nun zwei oder drei Junge sind, da man nur gelegentlich von der Storchenbank den einen oder anderen Kopf über den Nestrand erblicken konnte. Zwischendurch hieß es, es seien wohl nur noch zwei und einer sei aus dem Nest geworfen worden. Störche beginnen mit dem ersten gelegten Ei zu brüten und so schlüpfen die Küken zeitversetzt. In schlechten Futterjahren bekommen dann immer nur die größeren etwas zu fressen. Aber bei uns gab es bald Entwarnung. Es waren sicher drei Jungstörche im Nest. Am 8. August waren alle drei Jungstörche, erkennbar an ihren schwarzen Beinen und Schnäbeln, dann gleichmäßig groß herangewachsen und flugtüchtig und es ging endgültig auf die Reise nach Süden. Die Jungstörche sammeln sich dabei in großen Gruppen und fliegen vor den Altstörchen Richtung Afrika. Währenddessen erholen die Alten sich erst einmal vom Brutgeschäft und sind noch eine Weile auf unseren Feldern und Wiesen zusehen, wie sie hinter Pflügen oder Mähmaschinen her stolzieren und Insekten und Kleingetier aufsammeln. Ab dem 27. August waren dann auch die Altstörche nicht mehr am Nest zu sehen und wohl auf dem Weg nach Süden.

Storchenankünfte - Statistik

  Ankunft 1. Storch Ankunft 2. Storch Brut
2023 17.03. 07.04. 3 Jungvögel
2022 21.03. 15.04. 1 Jungvogel
2021 02.03./06.04. 10.04. 3 Jungvögel, ein Junges wurde am 19.7. flügge, am 8.8. waren die Jungen zum letzten Mal vor ihrem Rückflug in den Süden gesehen worden, die Eltern folgten später.
2020 04.04. 07.04. 2 Jungvögel
2019 25.03. 16.04. 2 Junge, wurden am 4.8. flügge, hatten am 13.8. den Rückflug angetreten.
2018 17.04. 17.04. Paar ist zur Brut nicht geblieben
2017 02.04. 04.04. keine Brut. Bis zum 27.08.17 auf dem Horst.
2016 31.03. 26.04. 2 Jungvögel
2015 18.03. keiner kein Nachwuchs
2014 26.03. 26.03.  
2013 12.04. 14.04.  
2012 15.03. 03.04.  
2011 29.03. 02.04.  
2010 28.03. 31.03.  
2009 30.03. 01.04.  
2008 29.03. 01.04.  
2007 25.03. 03.04.  
2006 31.03. 04.04.  
2005 04.04. 11.04.  
2004 01.04. 06.04  
2003 01.04. keiner Die Störchin bleibt aus
2002 28.03. 28.03.  
2001 28.03. 04.04.  
2000 31.03. 31.03.  
1999 31.03. 01.04.  
1998 04.04. 11.04.  
1997 22.04. 30.04.  
1996 07.07. 07.07.  
1995 03.04. 21.04.  

Jetzt zu zweit - Foto U. Mohr

2022

Ein schwieriges Storchenjahr 2022
Nur ein junger Storch wurde flügge in Golm

Der erste Storch erreichte den Horst auf dem Schornstein der ehemaligen Bäckerei in Golm gegenüber unseren beiden Kirchen am 21. März. Der zweite Storch ließ lange auf sich warten. Erst am 15. April segelte der zweite Storch heran. Saharasand wurde in diesen Tagen bis zu uns geweht und vielleicht hat der heiße Saharawind geholfen, die Storchendame herzutragen. Es wurde keine Zeit versäumt und bald schon saß ein Storch immer auf dem Nest und brütete. Zunächst dachte man, dass sich vielleicht drei Küken im Nest befanden. Aber am 25. Juni war eindeutig nur ein junger Storch im Nest, der aber gut und schnell wuchs. Der überaus trockene Sommer war sicherlich nicht einfach für die Störche. Ausreichend Futter für sich und den Jungstorch auf den Wiesen und Feldern zu finden, war bestimmt schwierig. So könnte es auch sein, dass nur das älteste Küken überlebt hat. Dieses aber wuchs prächtig heran und begann schon bald mit den ersten Flugübungen und am 6. August war der Jungstorch dann endgültig abends nicht mehr auf dem Nest. Mit anderen Jungstörchen formte er eine Gruppe und begann nach Süden, nach Afrika zu ziehen. Die Altstörche blieben noch eine Weile und fraßen sich satt, jetzt, wo sie keinen nimmersatten Jungvogel mehr zu versorgen hatten. Dann traten auch sie die lange Reise ins Winterquartier an. Nächstes Jahr werden sie dann wieder zu dem alten Horst in Golm zurückkehren und den Frühling mitbringen. Hoffentlich. Die Storchenpopulation in Brandenburg nimmt seit Jahren immer mehr ab und seit 2019 ist Brandenburg nicht mehr das storchenreichste Bundesland. Wir mehr freuen uns umsomehr, dass die Störche es immer noch schaffen, in den ländlichen Stadtteilen Potsdams regelmäßig Junge aufzuziehen. Selbst in einem solchen extrem trockenen Jahr wie diesem.

Zusammengestellt nach Zuarbeit von Ulf Mohr, Golm
Foto Johannes Gräbner, Golm

2021

In der Presse war zu lesen, dass in diesem Jahr einige Brandenburger Störche schon aussergewöhnlich früh eingetroffen sind – darunter auch ein Golmer Storch. Bereits am Dienstag, dem 2. März 2021, wurde er abends gegen halb sechs auf dem Nest gegenüber der Kaiser-Friedrich-Kirche gesichtet. Er fing gleich damit an, die Winterschäden am Nest auszubessern. Vielen Dank an Björn Plötner für die Information und die Zusendung des Bildes. - Dann war er erstmal nicht mehr gesehen. Anfang April wurde das Nest dann von zwei Störchen bezogen, die alsbald mit dem Brüten begannen. Drei Storchenjunge haben sie aufgezogen. Der erste ist am 19. Juli flügge geworden und schon am 8. August hatten alle drei sich auf den Rückflug in den Süden gemacht. Die Eltern folgten wie üblich etwas später.

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2020 Fotos: Ulf Mohr und Ina Jonas-Nolte

2019

Ein gutes Storchenjahr 2019
Nach zwei Jahren ohne Storchennachwuchs gab es in diesem Jahr wieder Jungstörche im Golmer Storchenhorst; zuletzt 2016 wurden zwei Jungvögel erfolgreich aufgezogen.
Kurz für die Statistik: Ankunft des 1. Storches am 25. März um 17.01 Uhr. Kurz darauf folgte Storch Nummer 2 am 16. April. Beobachtet wurde eine Paarung am 24. April. So waren am 16. Juni drei gleich große Junge im Nest zu sehen. Das erste Junge wurde am 4. August flügge. Und dann geht es ja immer ganz schnell. Schon am 13. August hatten die Jungen den Rückflug in den Süden angetreten. Die Alten folgten ihnen dann am 24. August.
Bemerkenswert war, dass zum Schluss fünf Jungstörche auf dem Horst standen und auch die beiden Fremden von den Alten mit gefüttert wurden. Da hatte man sich wohl zwei Kumpels für die Rückreise eingeladen.
Alles aus direkter Nähe beobachtet von Ulf Mohr.

2018

Ein vertracktes Storchenjahr 2018
Im letzten Jahr war es um unsere Golmer Störche nicht gut bestellt. In diesem Jahr begann alles hoffnungsfroh! Schon am 25. März traf ein Storch ein, nahm das Nest in Besitz und klapperte, was das Zeug hielt. Aber dann war lange nichts mehr zu sehen. In Bornim und Grube saßen die Störche Mitte April schon auf dem Nest und brüteten und auch auf dem Töplitzer Nest traf ein Storch ein. Auf den Wiesen überall in Golm und in der Umgebung waren immer wieder Störche zu sehen – nur nicht auf dem Horst in Golm. Am 17. April dann die Überraschung: Zwei Störche auf dem Nest. Aber auch jetzt begannen die Störche nicht mit dem Nestbau und nur ab und an ließ sich mal einer auf dem Nest sehen. Meist aber blieb der Horst verwaist. Am 11. Juli dann wieder eine unerwartete Wendung. Zwei Störche auf dem Nest, die auch ein wenig Nestbau betrieben, klapperten und so taten, als wollten sie doch noch zur Brut schreiten. Viel zu spät natürlich. Aber beide kamen immer wieder und ließen sich auf dem Nest sehen. Endlich wieder der vertraute Anblick. Anfang August war dann nur noch einer da, der andere vielleicht schon auf dem Flug ins Winterquartier. Und dann zum Dorffest war keiner mehr da. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass unsere Störche den Winter gut überstehen und dann doch nächstes Jahr wiederkommen, um in Golm zu brüten.

Storchengeschichte seit 1967

In der ganzen Zeit seit Erstbezug des Horstes im Jahre 1967 hat uns getreu Jahr für Jahr NIE ein Storch in Golm auf dem alten Bäckereischornstein mitten im alten Dorfkern verlassen.
Ja, als bedingt nach den Kriegswirren sich ein Storch bei uns in Golm wieder ansiedeln wollte, war für Storchens guter Rat teuer. Wohin denn? Der von uns besagte Schornstein hat als Schornstein bekannterweise für den Rauchabzug ein Loch. Und Storchenkenntnis besagt, dass Menschen ja eigentlich darunter Feuer machen. Die alte Storchenhorststelle von Golm befand sich in der Dorfstraße Nr. 4 (jetzt Geiselbergstraße), war jedoch, wie überall nach dem Krieg, ohne Storch geblieben; das Gebäude von einem klassischer Vierseithof ,schilfgedeckt. Der Zahn der Zeit nagte beträchtlich am Dach. Zur Gebäudeerhaltung also Schilf unter, Wellaluplatten drauf. Das wars. Die Störche suchten sich also einen Holzmast aus, der per Kabeldraht mit Isolatoren den Strom in die Häuser bringt. Und wo stand er? Natürlich in der Geiselbergstraße schräg gegenüber vom Kindergarten (jetzt Geiselbergstraße Nr. 51, Grundstück Woinar). Unsere Kita trägt also zu Recht den Namen „Am Storchennest“! Die malerische Gestaltung um den Eingang stammt von Hans Schneider. Leider ist heute beim Anblick eines Storches der Kinderruf selten geworden: „Storch, Storch, Guter, bring mir einen Bruder“ oder „Storch, Storch, Bester, bring mir eine Schwester“.
Auf dem Mast haben die Storchens 1966 in Golm erstmalig gebaut; vom E-Versorgungsbetrieb regelmäßig wieder abgeräumt. Zermürbt zog das Storchenpaar nach Nattwerder. Anfang 1967 ließ es Siegfried Mohr keine Ruhe. Beratung im „Haus der Bauern“, Sitz der landwirtschaftlichen Verwaltung des Potsdamer Landkreises. Das Ergebnis: mit Fritz Wernicke eine Ortsschau. Die Wahl fiel auf den alten Bäckereischornstein in der Geiselbergstraße Nr. 8. Anschließendes Gespräch mit der Besitzerin Frau Berta Böhme ergab für unser Vorhaben Zusage. Bis 1952 wurde dort noch im Ort Brot gebacken, anschließend wurde der Laden Versorgungseinrichtung für Lebensmittel. Nun wurde schnell gehandelt. Und bevor Frühjahr 1967 der Storch in die Lande kam, war es geschafft. Das Wagenrad für den Schornstein spendierte Otto Büge und liegt heute noch abdeckend über dem Schornsteinzug. Also: Wagenrad rauf, alte Dachpappe über die Speichen, Grassoden vom Straßenrand rauf, symbolisch ein paar Reiser reingesteckt, animierend für den künftigen Horstbau. Stolz über Geschaffenes für die Natur sagte Fritz Wernicke: „Da möchte man sich selber raufsetzen.“ Der Storchenzug 1967 im Frühjahr kam, die 1966er Störche guckten nach Golm und fanden sicher, sonst wären sie nicht geblieben, die Niststätte in Ordnung. Nattwerder hatte dann 1967 keinen Storch. Weil in Golm sich nun Storchenfreunde so viel Mühe machten, war Storchendank uns Golmern auch garantiert. Die Stafette wurde Jahr für Jahr weiter gegeben und das ununterbrochen bis heute im Jahre 2005.

Siegfried Mohr