Begehung der Golmer Mülldeponie

Informationen zum Stand der Sanierungsmaßnahme

Am Freitag, den 5. Oktober 2012 folgten trotz regnerischen Wetters etwa 40 Golmer Bürger der Einladung des Vereins „Kultur in Golm“ zur Besichtigung der Deponie. Die vorhergehenden Besichtigungen in den Jahren 2005 und 2008 (siehe Berichte in der Ortsteilzeitung 2005/3 und 2008/2 oder http://www.golm-portal.de/ortsteilzeitung/index.html) hatte Herr Siegfried Mohr organisiert und liegen nun schon einige Jahre zurück. Da für das Jahr 2012 das Ende der Sanierungsmaßnahmen angekündigt war, wollten wir Golmer Bürger wissen, wie denn nun der aktuelle Sanierungsstand sei. Die Führung wurde wieder von Herrn Jens Wiedemann vom Bereich Umwelt und Natur der Landeshauptstadt Potsdam durchgeführt sowie von einem Vertreter der ARGE Golm, die mit der Rekultivierung und Sanierung der ehemaligen Deponie beauftragt ist, begleitet. Und zum Glück hielt das Wetter und es regnete während der Führung nicht.

Herr Wiedemann informierte darüber, dass die Sanierungsarbeiten aufgrund von Verzögerungen im Bauablauf im Jahr 2014 beendet werden. Eine Verzögerung der Fertigstellung liegt u.a. daran, dass kein ausreichend geeignetes Material für die mineralische Dichtung zur Verfügung stand. An dieses Material werden ganz bestimmte hohe bodenphysikalische Anforderungen gestellt. Das Material darf weder zu sehr verdichten noch zu durchlässig, frei von Störstoffen und homogen sein. Das Material muss vor dem Einbau auf seine Eignung als mineralische Dichtung in einem Probefeld eingehend getestet werden. Außerdem kann man sich fast nicht vorstellen, wie viele Tonnen an Material zusammenkommen müssen, um die 16 ha Deponiegelände abzudecken. Und zusätzlich „konkurrieren“ überall im Lande Brandenburg geschlossene Deponien um entsprechendes Material.

Die Stadt Potsdam, als Betreiber der Deponie Golm, hatte 1994 die Stilllegung der Deponie gemäß Abfallgesetz dem Landesumweltamt Brandenburg angezeigt. Als Inhaber der Deponie ist die Stadt für deren ordnungsgemäße Schließung und Rekultivierung verantwortlich und hat mit den dafür erforderlichen Leistungen nach einer Ausschreibung die ARGE Golm beauftragt. Inzwischen ist der ca. 16 ha umfassende Deponiekörper mit geeigneten Baurestmassen profiliert, eine ca. 50 cm starke Ausgleichsschicht aus Schlacke eingebaut und auf den ersten Bauabschnitten eine mineralische Dichtung (50 cm) mit Rekultivierungsboden (50 cm) aufgebracht. Auf dem Rekultivierungsboden wird Gras ausgesät, um zum Beispiel zu verhindern, dass bei Niederschlägen Erosionsrinnen entstehen. In Teilbereichen war bereits eine gute Grasnarbe ausgebildet. Es muss aber verhindert werden, dass sich Büsche und Bäume ansiedeln, die mit ihren Wurzeln die mineralische Abdichtungsschicht durchdrängen und zerstören. In anderen Teilbereichen hat sich durch eine natürliche Sukzession eine buschige Vegetation ausgebildet, die gemäht werden muss. Hier stellt sich die Schwierigkeit dar, dass kein schweres Gerät zur Mahd eingesetzt werden kann, damit der Rekultivierungsboden nicht verdichtet wird und die in ihm verlegten Leitungen des Entgasungssystems zerstört werden. Bei der Begehung konnte aus der Schlacke sogar ein kleiner Schatz geborgen werden. So wurde ein durchgeglühtes 2 D-Mark Stück mit dem Konterfei Herrn Heuss‘ von 1973 gefunden.

Nach den Sanierungsmaßnahmen schließt sich eine Nachsorgephase an, in der u.a. beobachtet werden muss, ob es möglicherweise Setzungserscheinungen am Deponiekörper und damit verbundenen Schäden in der mineralischen Abdichtung gibt. Herr Wiedemann informierte darüber, dass diese Nachsorgephase entsprechend dem Setzungsverhalten des Deponiekörpers möglicherweise kürzer ausfallen kann als die üblichen zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre. Vielleicht kann die Deponie schon in zehn bis zwölf Jahren für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Was mit dem Gelände geschehen soll, ist allerdings noch nicht klar.

Die vielen Tierspuren auf dem Deponiekörper deuten darauf hin, dass viele Tiere der Umgebung trotz der ständigen Bauarbeiten das Gelände als Rückzugsgebiet nutzen, offensichtlich wohl wissend, dass normalerweise sich dort keine Menschen aufhalten und dass von den Baufahrzeugen keine Gefahr ausgeht. Die noch 2008 in einem Abbruchhang von Recyclingmaterialien und Sand vorhandenen Bruthöhlen der Uferschwalben sind jedoch verschwunden und die nur noch kleinen Materialhaufwerke offensichtlich unattraktiv für neue Bruthöhlen. Die Haufwerke werden auch sehr schnell umgesetzt. Eine Anlage einer „Uferschwalbenwand“ erscheint leider dauerhaft eher unwahrscheinlich, da der Deponiekörper selbst flach ausgestaltet ist und sich dafür erforderliche steile Wände in einem gesicherten Bereich befinden müssten. Das damals dafür genutzte Gelände ist allerdings in Privatbesitz und nur zur Materiallagerung und -aufbereitung von der ARGE Golm dafür angepachtet. Vielleicht muss hier eigens Gelände erworben und der Zugang verhindert werden, um den seltenen Tieren eine Brutmöglichkeit zu verschaffen. Dies bliebe allerdings privater Initiative, etwa der BUND Gruppe Golm überlassen. Dass so etwas gelingen kann, konnte man 2008 auf der Deponie beobachten und einige Jahre vorher auf dem Gelände der Universität Potsdam in Golm, als für zwei oder drei Jahre Uferschwalben in einem aufgrund von Baumaßnahmen zusammengeschobenen Hügel Mutterboden brüteten, wie Herr Paulke, Eiche, berichtete.

Begleitend zu den Sanierungsmaßnahmen werden weiterhin Untersuchungen des Grundwassers und der Gasbildung durchgeführt. Letztere ist inzwischen fast zum Erliegen gekommen, so dass angenommen werden kann, dass die methanerzeugenden Verrottungsprozesse im Deponiekörper fast abgeschlossen sind. Hierauf beruht auch die von Herrn Wiedemann geäußerte Möglichkeit, dass die Freigabe der Deponie vielleicht schon früher erfolgen kann, als abfallrechtlich angeordnet. Wenn kein Deponiegas mehr anfällt, können die technischen Anlagen des Entgasungssystems zurückgebaut werden. Zur Zeit wird halbjährlich mit einem tragbaren Flammenionisationsdetektor auf der gesamten Deponieoberfläche (ca.16 ha) im Messraster von 50 m x 50 m die Funktionsfähigkeit der Entgasungsanlage überprüft. Es tritt nachweislich kein Deponiegas über den Deponiekörper oder in seinen Randbereichen aus.
Eine Grundwasserkontrolle, ob aus dem Deponiekörper Schadstoffe austreten, wird an sieben Grundwassermessstellen in zwei bis zehn Metern Tiefe durchgeführt. Untersucht werden dabei z.B. der pH-Wert, der Sauerstoffgehalt, die Farbe und Trübung, der Geruch, Anorganische Parameter (z.B. Ammonium, Nitrat, Magnesium, Chlorid, Bor, Sulfid), Organische Parameter (z.B. polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe) und Schwermetalle (z.B. Eisen, Mangan, Molybdän). In den untersuchten Grundwasserproben sind keine Überschreitungen der Grenzwerte, Belastungen oder Auffälligkeiten festzustellen. Diese vierteljährlichen Grundwasseruntersuchungen werden auch nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen weitergeführt.

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